Detektiv Nobody Teil 3 by Robert Kraft

Detektiv Nobody Teil 3 by Robert Kraft

Autor:Robert Kraft [Kraft, Robert]
Die sprache: eng
Format: epub
Tags: Action & Adventure
Herausgeber: MOST Publishing


Am Pier lag ein kleiner Fährdampfer, wie er zur Beförderung von Personen nach den großen Passagierschiffen benutzt wird. Der Besitzer des Bootes saß auf der obersten Stufe der steinernen Treppe, scheinbar in einen Zustand zwischen Wachen und Träumen versunken.

Nur von Zeit zu Zeit richtete er sich empor und spuckte dann den Saft des Priemtabaks in hohem Bogen ins Wasser.

Daß der Mann dabei mit Anstrengung in die Nacht hineinhorchte, das hätte ihm kein Mensch angesehen, wenn einer in der Nähe gewesen wäre.

»Dammi,« brummte der Einsame, sich des Hamburger Platt bedienend, »dat's nu Tid!« und nach einer Pause setzte er hochdeutsch hinzu: »Er müßte bereits dasein, aber vermutlich hat Indian Bill fest zugegriffen, daß der Mann etwas lange braucht, um freizukommen. Die Abfahrtszeit wird er auf keinen Fall verpassen - er hätte schwerlich sonst seinen Platz im voraus belegt.

»Ah - da ist er!«

Sofort sank der Eigentümer des Fährbootes in sich zusammen, als wenn er schliefe. Er hörte die näherkommenden Schritte nicht - erst als sich eine Hand, die durch eine Narbe etwas entstellt ward, auf seine Schulter legte, fuhr er auf.

»Dammi!« fluchte er schlaftrunken.

»Ich bin's Jochen!« sagte der feingekleidete Herr, der einen eleganten Schiffskoffer bei sich führte. »Es ist etwas spät geworden, wir müssen uns beeilen, wollen wir noch zur Zeit kommen!«

An der Stimme erkannte der Schiffer den Sprecher, den er phlegmatisch grüßte.

»Wir haben noch eine Viertelstunde, Herr Overkamp!« sagte er dann.

Der Herr stieg die Treppe zum Boot hinunter, ohne zu antworten. Jochen folgte ihm, stellte sich ans Steuer, schaltete die Maschine ein, die Schraube begann ihre Umdrehungen, und das Schifflein schoß hinein in die Nacht, wand sich zwischen den schwarzen Kolossen der Überseedampfer geschickt hindurch und legte endlich neben einem derselben bei.

Ein kurzer Anruf, ein Fallreep senkte sich hernieder. Overkamp bezahlte den Schiffer, grüßte und verschwand an Bord.

Gemächlich drehte Jochen das Steuer, fuhr nach dem Pier zurück, machte das Boot fest, schritt über den Platz in ein enges Gäßchen und verschwand in einem niedrigen Hause.

Merkwürdig! Der Mann, der in dem qualmerfüllten Zimmer saß, glich dem Eintretenden aufs Haar.

»So, Jochen, da hast du dein Geld!« sagte dieser und warf den Betrag, den Overkamp ihm gezahlt hatte, auf den Tisch.

»Er ist fort?« fragte der andre.

»Ja.«

»Herr, ich verstehe Euch nicht! Warum habt Ihr Euch seiner nicht versichert? Ihr werdet ihn drüben schwerlich wiederfinden.«

Der andre erwiderte nichts. Er hatte sich abgewendet und hantierte an seinem Gesicht herum. Nach einer Weile drehte er sich wieder der Lampe zu. Jetzt war die weiße Schifferkrause, der Seemannsbart verschwunden, desgleichen die buschigen Brauen, die Krähenfüße an den Augen, die Falten in der Stirn.

Ein jugendlich schönes, edelgeschnittenes Antlitz schaute unter der gestrickten Mütze hervor.

Das war Nobody, wie ihn seine Frau kannte.

»Keine Sorge, Jochen!« sagte er. »Ich tue nichts ohne Grund! Jetzt Good bye!«

Er winkte grüßend mit der feinen Hand und ging.

Der Schiffer strich das Geld vom Tische.

»Den möchte ich ja nicht auf meinen Fersen haben,« sagte er. »Aber immerhin - eine Kieljagd ist eine lange Jagd!«



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